Michael Baas

Bei der Arbeit an deutschen Untertiteln für einige Dyalog-Videos stand ich (wie zu erwarten war) vor dem Problem der Herausforderung, dass ja über APL gesprochen wurde. Damit hatte ich bisher nie ein Problem – doch als ich den geschriebenen Text dann las, sahen die deutschen Texte mit eingesprenkelten englischen Worten etwas fremdartig aus und ich dachte mir, dass es schön wäre, eine deutsche APL-Terminologie zu haben. Eigentlich gibt es selbige doch schon, schließlich gibt es ja schon lange APL in Deutschland. Doch ich merkte, dass ich zumindest diese nicht beherrsche, weil ich eigentlich von Anfang an englisch ausgerichtet war (Einstieg in APL mit APL*PLUS, danach Wechsel zu Dyalog APL). Dazu kommt, dass die bislang eingedeutschten APL-Begriffe sich auf die APL/2-Welt beziehen und die Entwicklungen in Dyalog APL nicht abdecken. Es gibt beispielsweise keine Übersetzung für den Begriff „trains“ der mit Dyalog v14 eingeführt wurde. (Ebenso „over“, „fork“, „atop“ und anderes mehr)

Da speziell „trains“ ja ein aus J übernommenes Konstrukt sind, lag der Gedanke nahe, mal bei den J-Anwendern nachzuforschen, und so nahm ich mit Joachim Hoffmann (JoHo) Kontakt auf (J Austria). Er hatte tatsächlich mal einer deutschen Version des „Dictionary of J“ gearbeitet und stellte mir diese freundlicherweise zur Verfügung. Leider gefiel mir seine Übersetzung von „trains“ als „Kolonnen“ nicht so gut, und ich entschied mich für ein anderes Wort („Zug“). Als ich darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass das aber keine Lösung sein kann: wenn man sich bemüht, deutsche APL-Terminologie zu nutzen, wäre es für die Akzeptanz, Verbreitung und auch das Verständnis sicherlich förderlich, wenn die Begriffe auch tatsächlich von den Nutzern „mitgetragen“ würden, sprich: solche Entscheidungen sollte man nicht im stillen Kämmerlein treffen, sondern sie sollten aus einem gemeinschaftlichen Projekt entstehen. Zudem muss natürlich dann auch ein öffentlich zugängliches „Wörterbuch“ dieser Terminologie zur Verfügung stehen.

Ich habe also angefangen, mal eine Tabelle zu erstellen, in der ich die englischen Begriffe aufzählte, auf die ich im Laufe der Übersetzungen stieß. Diese wollte ich dann ergänzen und – damit nicht nur mein Sprachempfinden zur Geltung kommt – der Community vorstellen (anlässlich der virtuellen Tagung von APL Germany am 24.11.2020) und zur Mitarbeit aufrufen. Und das möchte ich nun gerne tun!

Nach Diskussionen mit verschiedenen Ansprechpartnern stelle ich nun vor:

  • eine APLWiki-Seite (https://aplwiki.com/wiki/German_terminology) mit englischen Begriffen und deutscher Übersetzung. Diese Liste ist jedoch nur ein Ausgangspunkt, keineswegs das Endprodukt aller Bemühungen. Als Wiki-Seite steht auch dort eine Möglichkeit zur Verfügung, Dinge zu diskutieren (https://aplwiki.com/wiki/Talk:German_terminology) – und so finden sich unter dem „Discuss„-Tab dann auch etliche Erklärungen oder Diskussionen, die bereits mit Kollegen von Dyalog geführt wurden. Diese Liste enthält ganz bewusst nicht nur „neues“ Vokabular, sondern soll möglichst viele Begriffe abdecken. Ich habe versucht, auch „altes“ Vokabular einzubeziehen – basierend auf dem „APL2 Handbuch“ von Hans Lochner. Ich möchte hiermit herzlich einladen, sich an den Diskussionen zu beteiligen und ggf. fehlende Übersetzungen nachzureichen oder Fehler zu korrigieren etc.!
  • Zudem beschäftigt mich aber – nachdem ich schon so weit gekommen bin – nun die Frage, ob das überhaupt sinnvoll ist: brauchen wir wirklich deutsche Begriffe und ggf. deutsche Übersetzungen – oder sprechen deutscher APLer so gut Englisch, dass zusätzliches Vokabular das Leben nur unnötig schwierig macht? Um das herauszufinden, habe ich ein Umfrage erstellt und bitte Sie, auf jeden Fall dort mitzumachen! ( https://mbaas.survey.fm/deutsches-apl)